Bayerischer Landtag | Abgeordneter Manfred Eibl

PRESSEMITTEILUNG

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Bayerischer Landtag | Abgeordneter Manfred Eibl

Wie heizen wir in Zukunft

Besitzer von Altbauten brauchen finanzierbare Lösungen zu Öl- und Gasheizungen

Im Rahmen der Reihe „Fraktion vor Ort“ der Freie Wähler Landtagsfraktion begrüßte Bürgermeister Thomas Straßer zum  Vortrag „Wie heizen wir in Zukunft“ rund 45 Interessierte in den Räumen der Firma Nothaft – Neue Heizsysteme, deren Inhaber Christian und Simon Nothaft sowie den Referenten Simon Peter von der Passauer-Energie-Agentur „paena“. Unter den Zuhörern befanden sich der Bürgermeister von Thurmansbang (Landkreis Freyung-Grafenau), Martin Behringer sowie Andrea Einhellig Markträtin aus Hengersberg sowie Werner Schießl Vorsitzender Freie Wähler Rottal-Inn.

Die Pläne der Bundesregierung sehen vor , dass schon ab 2024 nur noch Heizsysteme installiert werden dürfen, die mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. „Doch was sind die Alternativen, wenn Öl und Gas nicht mehr zur Verfügung stehen?“ frägt Manfred Eibl, wirtschaftspolitischer Sprecher der Freie Wähler Landtagsfraktion, in seiner Begrüßung. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger über umsetzbare Möglichkeiten, Gebäude aus dem Altbestand energetisch zu sanieren und welche staatlichen Fördermöglichkeiten deren Finanzierung unterstützen können, umfassend informieren.

Referent Simon Peter, öffentlich bestellter Sachverständiger im Kaminkehrerhandwerk, erklärte eingangs, „der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) wird uns beim ganzen Vortrag begleiten.“ Er zeigte zunächst die zur Verfügung stehenden Energieträger in privaten Haushalten auf, wovon Gas- und Gasbrennwertkessel 66 Prozent, Öl- und Ölbrennwertkessel 25, Biomassekessel vier und Wärmepumpen fünf Prozent betragen, wobei bei Letzteren eine Förderung bis zu 40 Prozent in Aussicht steht. Es gebe also noch viel Nachhol- und Investitionsbedarf für erneuerbare Energien, auch im Hinblick auf die rasant steigenden Energiepreise.

Simon Peter erläuterte umfassend die Grundlagen, wo Wärmeverluste entstehen in der Hüllfläche, der Anlagentechnik sowie bei der Lüftung. Bei Gebäuden sei eine „dichte Hülle“, also eine gute Dämmung, sowohl beim Dach, der Kellerdecke und der Außenwände das Wichtigste, denn 77 Prozent der Energie in privaten Haushalten brauche man für die Heizung, Warmwasser schlage mit zwölf Prozent zu Buche. Deshalb sei auch eine gute Dämmung der Leitungen unabdingbar und der Einbau von Effizienzpumpen rechne sich bald.

Wie bei der Erneuerung von Fenstern Schimmel im Haus vermieden werden könne, erklärte der Referent detailliert. Weiter stellte er den Temperaturverlauf und den Dampfdruck an einem Wintertag im Bauteil Wand anschaulich dar und erklärte den Zusammenhang des Taupunkts zur Zimmertemperatur. Dabei spiele auch die Luftfeuchtigkeit eine wesentliche Rolle, um Schimmel zu vermeiden. Deshalb sei Be- und Entlüftung der Räume äußerst wichtig. Für sanierte Bestandsgebäude seien in der Regel statt manuellem Lüften dezentrale Lüftungsgeräte sehr zu empfehlen.

Der Neueinbau für Ölheizungen werde begrenzt und es erfolge die Außerbetriebnahme von Einzelraumfeuerstätten je nach Einbaudatum. Die Nachrüstung bei Dämmung, Regelung, Außenfühler und Zeitschaltuhr würden verpflichtend, erklärte der Referent Simon Peter. Für Hausbesitzer und besonders bei vermieteten Immobilien gelte es also zu handeln und die derzeitigen Maßnahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude oder die Förderung für Einzelmaßnahmen zu nutzen.

Der Referent legte dar, dass ein individueller Sanierungsfahrplan mit Besichtigung des Gebäudes unumgänglich sei, wofür es 80 Prozent Zuschuss gebe. Für die Fachplanung gebe es 50 Prozent Planungszuschuss, der bei Abschluss der Maßnahme mit ausbezahlt werde, informierte Peter. Für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen gebe es unterschiedliche Fördersätze.

Als Fazit kristallisierte sich heraus, dass eine gute Planung durch einen kompetenten Energieberater sowohl für eine effiziente, energetische Sanierung als auch für die Nutzung aller Fördermöglichkeiten und die Antragstellung vor Beginn der Maßnahme unerlässlich sei.

Im Anschluss stellten Simon und Christian Nothaft ihre Firma vor. Als Fachgroßhändler vertreiben, beraten und entwickeln sie seit dem Jahr 2000 Heizsysteme, haben sich seit 2006 auf erneuerbare Energien fokussiert und bieten den zugehörigen Kundendienst an. „Bei den Plänen der Bundesregierung fehlen Pellets- und Scheitholzheizungen“ so Christian Nothaft und so wächst die Zahl der Kunden, die über den Umstieg auf eine Wärmepumpe nachdenken.

Wärmepumpen ziehen Wärme aus der Umgebung, also der Luft oder dem Erdreich, und heizen damit ein Gebäude. Ob die Heizleistung im Einzelfall ausreichen würde, hängt wieder von Größe, Alter und energetischem Sanierungszustand des Gebäudes ab. Bei diesen Anlagen ist der Industrie vor 2-3 Jahren ein Quantensprung geglückt und so können die „neuen“ Wärmepumpen bis zu einer Vorlauftemperatur von 55-60 Grad wirtschaftlich arbeiten. Generell gilt jedoch, je geringer die Vorlauftemperatur, desto besser. Jedes grad weniger Vorlauftemperatur bedeutet 2,5% Effizienz bzw. 2,5% höhere Betriebskosten.

Einfache Mittel eine höhere Effizienz der Heizungsanlage zu erreichen sind neben der energetischen Sanierung, der hydraulische Abgleich durch einen Fachmann, der Einbau einer zentralen Lüftungsanlage, die Vergrößerung der Heizflächen z. B. durch Deckenheizung und im Sommer Kühlung, die Einstellungen der Heizung zu überprüfen, unbeheizte Räume zu temperieren und eventuell der Tausch der Heizkörper.

Anschaulich führte der Referent vor Augen, dass Effizienz nicht immer gleichzusetzen ist mit Wirtschaftlichkeit. Eine höhere Vorlauftemperatur kann durchaus in Ordnung sein kann, wenn der Strom beispielsweise mit der eigenen PV-Anlage erzeugt wird oder eine zusätzliche Wärmequelle (Holzofen) zur Verfügung steht.

Mit dem JAZ Rechner des Bundesverbands der Wärmepumpe e.V konnte aufgezeigt werden, wie sich die Wirtschaftlichkeit verändert, allein durch den Tausch des verwendeten Modells einer Wärmepumpe. „Das Kältemittel macht den Unterschied,“ erläuterte Christian Nothaft.

Zuletzt konnte mit einem Livezugriff auf eine Kundenanlage gezeigt werden, dass mit stundenvariablen Stromtarifen flexibel auf die Schwankungen der Preise reagiert werden kann. So können niedrige Tarifzeiten gezielt genutzt und teurere ausgenommen werden.

Daran knüpfte Simon Nothaft abschließend die Forderungen an die Politik, darauf zu drängen, dass noch mehr flexible Stromtarife angeboten werden, der Stromspeicher des E-Autos genutzt werden könnte und Übergangslösungen wie Holz heizen in Kombination mit einer Wärmepumpe erhalten bleiben sollten.

MdL Manfred Eibl nahm die Anregung gern auf, dankte den Referenten für die umfassenden Informationen und meinte abschließend, dass die Einsparproblematik die Menschen noch Jahre begleiten werde.

Im Anschluss standen, sowohl Energieberater Simon Peter, wie auch Simon und Christian Nothaft mit einigen Mitarbeitern für alle persönlichen Fragen zur Verfügung. Die Besichtigung einzelner Anlagen und Heizkörper in den Räumen der Fa. Nothaft rundeten den sehr informativen und gelungenen Informationsabend ab.