Bayerischer Landtag | Abgeordneter Manfred Eibl

PRESSEMITTEILUNG

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Bayerischer Landtag | Abgeordneter Manfred Eibl

3 neue Metzger und 8 neue Bäcker 2021 insgesamt für den Landkreis Regen und FRG. Das ist zu wenig! Bäcker und Metzger fehlen – wie kriegen wir das gebacken?

Manfred Eibl macht sich stark für dreistufiges Energiekonzept der FREIEN WÄHLER-Landtagsfraktion und setzt sich damit für eine Entlastung der Bürgerinnen und Bürger ein.

Fachkräftemangel herrscht in allen Branchen. Das Lebensmittelhandwerk ist dabei besonders betroffen. Landtagsabgeordneter Manfred Eibl sieht mit dem Mangel an Personal im Bäcker ums Eck und dem Metzger im Ort nicht nur die regionale Nahversorgung gefährdet, sondern sieht auch den drohenden Verlust von Orten des sozialen Miteinanders, die für den attraktiven Lebensraum auf dem Land von großer Bedeutung sind. Aber wie lange noch?

Laut der Kreishandwerkerschaft in Passau gab es in den Landkreisen Stadt Passau, Landkreis Passau und FRG im letzten Ausbildungsjahr insgesamt nur 5 Bäcker. Diese Zahl ist alarmierend und zeigt die drohende Zukunft für dieses Traditionshandwerks.

Bildunterschrift: Manfred Eibl im Gespräch mit der Landbäckerei Hermann in Stadl

Bäcker- und Metzgerhandwerk von Fachkräftemangel bedroht
Keine Semmeln in den Auslagen, sondern Jobanzeigen an den Fenstern. Das regionale kleine Lebensmittelhandwerk droht auszusterben. Aber nicht etwa, weil es an der Nachfrage mangelt. Im Gegenteil, der bewusste Umgang mit Lebensmittel und die Nachfrage nach regionalem Bio-Fleisch und frischem Brot steigt. Schlichtweg fehlt es an Nachfolgern oder an neuen dringend benötigten Angestellten. Im Handwerk fehlen rund 250.000 Mitarbeiter, viele davon in der Lebensmittelbranche. Das hat auch Folgen für die uns Verbraucher. „Derzeit halten noch viele eingesessene Bäcker und Metzger im Heimatort die Fahne der Nahversorgung hoch. Wenn Mitarbeitende in den Ruhestand gehen oder kündigen, wird es verdammt schwer, eine Nachfolge zu finden. Wenn man bspw. die kommenden Renteneintritte den derzeitigen Bäckern und Metzgern gegenüberstellt, ergibt sich eine Lücke, die Sorgen bereitet. Da helfen dann auch digitale Dienstleistungen und schnelles Internet nicht, um die Lebensqualität vor Ort aufrechtzuerhalten.“ Aber die Bäckereien und Metzgereien erfüllen mit ihren regionalen Waren nicht nur die Rolle des Nahversorgers. Mit Ihnen würden auch zentrale Orte der Kommunikation fehlen, die neben vielen anderen Räumen das soziale Miteinander in ländlichen Regionen tragen.

Die jungen Menschen wollen weder das Bäcker- noch das Metzgerhandwerk erlernen. Aber woran liegt das? Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen sind es Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen und das Image dieser Berufe, die im Vergleich zu anderen Branchen nicht mithalten können. Zum anderen führt der Fachkräftemangel in allen Branchen zu einem verstärkten Wettbewerb im Kampf um Mitarbeiter, was die Situation verschärft. Aktuelle Studien prognostizieren in Bayern im Jahre 2025 rund 350.000 Fachkräfte, die fehlen. In Deutschland sollen es sogar 2,9 Millionen Fachkräfte sein. Fachkräfte sind in vielen Regionen Niederbayerns und in vielen Berufen Mangelware – heiß begehrt und kaum zu finden. Für das regionale Lebensmittelhandwerk wird der Mangel an Mitarbeiter so zur Existenzfrage.

Können bessere Rahmenbedingungen helfen? Wie geht das Handwerk derzeit damit um? Manfred Eibl wollte sich bei denen informieren, die es wissen müssen: Bei den regionalen Metzgern und Bäckern.

Die regionalen Betriebe meistern die Situation derzeit aktiv selbst
Einer davon ist die Bäckerei Landbäckerei Hermann in Stadl bei Waldkirchen. Stefanie Hermann hat den 1986 gegründeten Betrieb von Ihrem Vater übernommen und führt ihn nun stolz mit Ihrem Mann weiter. Man hat hier das große Glück, dass ein fester Stamm aus treuen Mitarbeitern zusammensteht. Als Familienunternehmen helfen hier alle zusammen und die Mitarbeitersuche stellt derzeit keine Bedrohung für den Familienbetrieb dar. Aber man sieht das Problem und weiß, dass auch der treueste Mitarbeiter irgendwann in den Ruhestand geht. Dass die Suche nach Ersatz nicht einfach wird, ist der Bäckermeisterin durchaus bewusst. „Man kann sein Geld sicher leichter verdienen als mit Brötchen backen – das ist keine neue Erkenntnis. Aber Brot und Brötchen in der Backstube herzustellen, ist nicht nur ein Job, es ist ein kreativer Beruf mit Tradition, der auch eine Berufung sein kann. Für mich ist es eine Berufung und ich kenne die vielen bereichernden Seiten meines Berufes. Ich finde es sehr schade zu sehen, dass dieses ehrbare Handwerk kein Ansehen und keinen Zulauf mehr genießt.“, so die stolze Bäckermeisterin.

Auch ihr Mann spürt, dass sich das Image des Bäckerhandwerks gewandelt hat: „Das frühe Aufstehen ist sicher kein Pluspunkt, aber das war es auch früher nicht. Der Beruf wird jetzt einfach immer weniger wertgeschätzt, weshalb es in der Region kaum noch Jugendliche gibt, die den Beruf erlernen wollen. Heute studiert man lieber oder wählt den Job mit der vermeintlich besseren Work-Life-Balance“, meint Hermann.

Im Gespräch mit der Metzgerei Wirrer aus Teisnach zeigt sich bereits, wie lange sich das Problem schon abzeichnet und wie es das Geschäft bereits beeinflusst. Bereits seit 1959 die Traditionsmetzgerei als Familienbetrieb geführt. Mit dem Sohn steht nun die 4. Generation in den Startlöchern, der bereits seit 6 Jahren der letzte Azubi war, den die Metzgerei „ergattern“ konnte. Seitdem sucht man Hände ringend nach Auszubildenden, Metzgern aber auch nach Verkäuferinnen. Die erfolglose Suche war nicht zuletzt Grund, weshalb die gut laufende Filiale in Deggendorf nach 18 Jahren schließen musste. Gründe für das Fehlen an Personal sieht auch Herr Wirrer in der Wertschätzung des Handwerks: „Das Handwerk an sich hat leider an Wert verloren. Man möchte anstelle einer Ausbildung lieber studieren. Die Arbeit in der Industrie ist sicher auch für viele reizvoll, wo der Verdienst höher und die Zuschläge für Nacht und Schichtarbeit attraktiver sind.“ Ein Potenzial sieht der gelernte Metzger auch an Fachkräften, die derzeit in anderen Berufen tätig sind. „Mit der Kurzarbeit versucht man die Industrie zu unterstützen Mitarbeiter zu halten. Darunter befinden sich auch viele gelernte Metzger*innen, die sofort wieder einen Arbeitsplatz in einer Metzgerei finden würden.“, erklärt Herr Wirrer. Man hat bereits nahezu alle Möglichkeiten aktiv genutzt. Auch Ungelernte, Langzeitarbeitslose und die Mitarbeiteraus dem Ausland hat man zu erreichen versucht – leider vergeblich. Lediglich in der von Manfred Eibl vorgeschlagenen aktiven Vermarktung des Berufes an Schulen und auf Messen in Zusammenarbeit mit der Innung sieht man noch ungenutztes Potenzial.

Rahmenbedingungen müssen bei Engpässen unterstützen und Maßnahmen das Ansehen des Handwerks steigern.
Einige Bäckereien und Metzgereien können als Familienbetriebe Ihre Nachwuchsprobleme mit der Nachfolge der eigenen Kinder lösen. Viele aber auch nicht. Es ist höchste Zeit mit offensiven, kreativen und neuen Wegen Traditionsbetriebe zu bewahren. Die Betriebe selbst tun bereits ihr Möglichstes. Aber allein werden sie dem Berufsstand nicht zu neuem Glanz verhelfen können. Das derzeit beliebte BIO-Fleisch aus der Region gibt es nicht ohne Metzger und auch das frische Brot und die Semmeln ums Eck backen sich nicht von selbst. So gilt es auch Vorurteile aus dem Weg zu räumen und die Jugend neu an das Handwerk heranzuführen. Während der Metzger nur einen sehr kleinen Teil seiner Zeit mit Schlachten verbringt, gibt es aktuell immer mehr Bäckereien, die versuchen auf Nachtarbeit zu verzichten.

Der Landtagsabgeordnete Manfred Eibl schätzt das Engagement, mit dem das Handwerk versucht das Fachkräfteproblem in den Griff zu bekommen. Aber die rückläufigen Zahlen und die vermehrten Geschäftsaufgaben müssen ein Weckruf für die Politik sein. „Wir müssen dringend notwendige Maßnahmen so schnell wie möglich umsetzen, um den Entwicklungen ums Lebensmittelhandwerk entgegenzuwirken. Es ist angezeigt die Attraktivität von diesen Berufen zu steigern und die gesellschaftliche Wertschätzung von Handwerksberufen zu fördern. Hier kann der Verbraucher viel bewirken, wenn er die Handarbeit des Bäckers wertschätzt und nicht bei den günstigen Backwaren der Discounter zugreift.

Zudem gilt es von Seiten der Politik unbürokratisch das Potenzial von Zuwanderung aus dem Ausland zu nutzen. Das Beispiel der Metzgerei Wirrer zeigt, dass der Wille da ist, aktiv alle potenziellen Mitarbeitergruppen zu integrieren, wenn man die Chance dazu bekommt.“

Die von uns recherchierten Zahlen zum Lebensmittelhandwerk sprechen eine eindeutige Sprache. Es gibt Handlungsbedarf. Denn die Zahlen der Betriebe in unserer Region nimmt stetig ab. Betrachtet man zudem die Neuabschlüsse nach Berufsgruppen, so findet man 2021 im Vergleich zu 2017 im Landkreis FRG anstatt 6 Metzger nur noch 2. Im Landkreis Regen anstatt 2 Metzger nur noch einen. Bäckerabschlüsse gibt es im Landkreis FRG und Regen insgesamt lediglich 8! (Quelle: Handwerkskammer Niederbayern / Oberpfalz)

Anzahl Betriebe im Landkreis Regen
Hauptbetriebe (ohne Filialen), zum 31.12.
2011 | Bäcker 41 | Metzger 57
2016 | Bäcker 35 | Metzger 46
2021 | Bäcker 31 | Metzger 42

Anzahl Betriebe im Landkreis Freyung-Grafenau
Hauptbetriebe (ohne Filialen), zum 31.12.
2011 | Bäcker 42 | Metzger 46
2016 | Bäcker 38 | Metzger 41
2021 | Bäcker 34 | Metzger 37

(Quelle: Handwerkskammer Niederbayern / Oberpfalz)