Die regionalen Betriebe meistern die Situation derzeit aktiv selbst
Einer davon ist die Bäckerei Landbäckerei Hermann in Stadl bei Waldkirchen. Stefanie Hermann hat den 1986 gegründeten Betrieb von Ihrem Vater übernommen und führt ihn nun stolz mit Ihrem Mann weiter. Man hat hier das große Glück, dass ein fester Stamm aus treuen Mitarbeitern zusammensteht. Als Familienunternehmen helfen hier alle zusammen und die Mitarbeitersuche stellt derzeit keine Bedrohung für den Familienbetrieb dar. Aber man sieht das Problem und weiß, dass auch der treueste Mitarbeiter irgendwann in den Ruhestand geht. Dass die Suche nach Ersatz nicht einfach wird, ist der Bäckermeisterin durchaus bewusst. „Man kann sein Geld sicher leichter verdienen als mit Brötchen backen – das ist keine neue Erkenntnis. Aber Brot und Brötchen in der Backstube herzustellen, ist nicht nur ein Job, es ist ein kreativer Beruf mit Tradition, der auch eine Berufung sein kann. Für mich ist es eine Berufung und ich kenne die vielen bereichernden Seiten meines Berufes. Ich finde es sehr schade zu sehen, dass dieses ehrbare Handwerk kein Ansehen und keinen Zulauf mehr genießt.“, so die stolze Bäckermeisterin.
Auch ihr Mann spürt, dass sich das Image des Bäckerhandwerks gewandelt hat: „Das frühe Aufstehen ist sicher kein Pluspunkt, aber das war es auch früher nicht. Der Beruf wird jetzt einfach immer weniger wertgeschätzt, weshalb es in der Region kaum noch Jugendliche gibt, die den Beruf erlernen wollen. Heute studiert man lieber oder wählt den Job mit der vermeintlich besseren Work-Life-Balance“, meint Hermann.
Im Gespräch mit der Metzgerei Wirrer aus Teisnach zeigt sich bereits, wie lange sich das Problem schon abzeichnet und wie es das Geschäft bereits beeinflusst. Bereits seit 1959 die Traditionsmetzgerei als Familienbetrieb geführt. Mit dem Sohn steht nun die 4. Generation in den Startlöchern, der bereits seit 6 Jahren der letzte Azubi war, den die Metzgerei „ergattern“ konnte. Seitdem sucht man Hände ringend nach Auszubildenden, Metzgern aber auch nach Verkäuferinnen. Die erfolglose Suche war nicht zuletzt Grund, weshalb die gut laufende Filiale in Deggendorf nach 18 Jahren schließen musste. Gründe für das Fehlen an Personal sieht auch Herr Wirrer in der Wertschätzung des Handwerks: „Das Handwerk an sich hat leider an Wert verloren. Man möchte anstelle einer Ausbildung lieber studieren. Die Arbeit in der Industrie ist sicher auch für viele reizvoll, wo der Verdienst höher und die Zuschläge für Nacht und Schichtarbeit attraktiver sind.“ Ein Potenzial sieht der gelernte Metzger auch an Fachkräften, die derzeit in anderen Berufen tätig sind. „Mit der Kurzarbeit versucht man die Industrie zu unterstützen Mitarbeiter zu halten. Darunter befinden sich auch viele gelernte Metzger*innen, die sofort wieder einen Arbeitsplatz in einer Metzgerei finden würden.“, erklärt Herr Wirrer. Man hat bereits nahezu alle Möglichkeiten aktiv genutzt. Auch Ungelernte, Langzeitarbeitslose und die Mitarbeiteraus dem Ausland hat man zu erreichen versucht – leider vergeblich. Lediglich in der von Manfred Eibl vorgeschlagenen aktiven Vermarktung des Berufes an Schulen und auf Messen in Zusammenarbeit mit der Innung sieht man noch ungenutztes Potenzial.