Ein logischer Schritt zu einem nachhaltigen, ganzheitlichen Verkehrskonzept für den Freistaat erfordert demnach eine sinnvolle Erweiterung der strikten Reaktivierungs-Kriterien. Der Konzeptentwurf rückt daher regionale Besonderheiten und ökologische Anforderungen in den Fokus der Betrachtung. „Durch differenzierte Betrachtungsweise einzelner Bahnstrecken wollen wir die Wiederinbetriebnahme von stillgelegten Bahnstrecken entsprechend ihrer Bedeutung individuell fördern.“, erläutert Manfred Eibl die Zielsetzung.
„Unser Konzept liefert hierzu ganz neue Ansätze, anders als vorangegangene Konzepte der FDP und der Grünen und berücksichtigt insbesondere die für die Realisierung zwingend notwendigen Finanzierungsaspekte. Selbstverständlich sollen die Reaktivierungen stillgelegter Eisenbahnstrecken wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll sein. Es war uns aber sehr wichtig, im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung nicht jede Strecke für sich zu beurteilen, sondern sie als Teil eines großen Verkehrsverbundes zu behandeln. Dies eröffnet ganz neue Perspektiven und Fördermöglichkeiten.“ Ziel ist es, eine vernetzte ÖPNV Landschaft zu entwickeln, die alle Verkehrsmittel aufeinander abstimmt. Die Bahnstrecken werden demnach fest in die bestehenden Verkehrsstrukturen integriert. Ein abgestimmtes Buskonzept im Bereich der Reaktivierungsstrecke sorgt für die notwendige Anbindung und Integration in bestehende Verkehrsstrukturen.
Der neue Konzeptvorschlag setzt nun neben den Schienenpersonennahverkehr beispielsweise auch den Tourismus, die Infrastruktur und den Güterverkehr zur funktionalen Bewertung an. Die konzeptionelle Differenzierung der Bahnstrecken erlaubt es nun, die Strecken nach Art und Funktion individuell zu beurteilen und zu fördern. Das Konzept beinhaltet nicht nur Vorschläge zur Differenzierung, sondern zudem konkrete Lösungsansätze zur jeweiligen Finanzierung. Ein „Perspektivtopf“ wird genutzt, das 1000-er Kriterium je nach bereitgestellten Verkehrsleistungen anhand verschiedener Ermäßigungsfaktoren zu entschärfen. Faktoren sind der demografische Wandel, sprich die Altersstruktur der um die fraglichen Nebenstrecken ansässigen Bevölkerung und touristische Verkehre mit saisonal-schwankender Nachfrage. Deshalb sieht das Konzept vor, dass die Bemessungsgrenze für jede der drei Einflussgrößen – demographische Wandel, Raum mit besonderem Handlungsbedarf und Tourismus – um zehn Prozent reduziert wird, wenn diese vor Ort zutreffen. Dadurch können auch Bahnstrecken, die unter dem 1000-er Kriterium bleiben, zum Beispiel aufgrund ihrer wirtschaftlichen und touristischen Bedeutung vom Freistaat und der BEG bestellt werden. Auch die nichtbundeseigenen (NE)-Schienenwege finden im neuen Strategieentwurf Beachtung und werden demnach mit einem Fördertopf zum Erhalt und Ausbau von NE-Infrastruktur unterstützt.
„Gerade in unserer Region stehen wir vor dem Problem, dass das Angebot öffentlicher Nahverkehrsleistungen sinkt, während der Anteil der Menschen, die aus Klima-, Alters- oder Kostengründen auf ein eigenes Auto verzichten, steigt. Ein attraktiver öffentlicher Personennahverkehr mit der Schiene als Rückgrat wäre ein großer Gewinn, was auch die positive Entwicklung der Strecke Viechtach-Gotteszell durch „Bayerisch Kanada“ mit steigenden Personenzahlen und der großen Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger zeigt.“, so Manfred Eibl abschließend.